Litauen (Lietuva) - unterwegs auf der Weltreise 2017
(19.05.-29.05.2017)

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Als wir in Klaipeda von der Fähre fahren, müssen wir nur über zwei Kreuzungen um auf die nächste Fähre auf die Kurische Nehrung (Nationalpark, UNESCO Weltnaturerbe) zu kommen. Die meisten Wohnmobile die mit uns angekommen sind, haben das Gleiche vor. Unser Ziel ist der (einzige) Campingplatz in Nida. Die ca. 50 km lange Strasse dorthin ist streckenweise extrem schlecht und mit vielen Ausbesserungsflicken eine richtige Buckelpiste. Der Campingplatz ist sehr schön in einem Kiefernwald gelegen und wir geniessen die Zeit.
 
Wir erholen uns bei Velotouren und Wanderungen durch den Märchenwald und entlang der grossen Dünen.
Das herrliche warme Sommerwetter lädt ausserdem zum Bummeln auf der Strandpromenade im reizenden Örtchen Nida ein.
 
Im Freilichtmuseum von Rumsiskes sind Bauten aus verschiedenen Regionen Litauens wieder aufgebaut worden, die das Landleben vom 18. Jahrhundert an darstellen und beschreiben. In einem interessanten 7 km langen Rundweg kann man die Gebäude und Einrichtungen besichtigen.
Ausser uns sind auch ganze Busladungen mit Schulklassen jeden Alters unterwegs. Artig grüssend, in Zweierreihen und händehaltend werden sie von Lehrern und Begleitpersonen durch die Ausstellung geschleust.
Gegen Abend leert sich der Parkplatz, es kehrt Ruhe ein und so nutzen wir die Gelegenheit und bleiben über Nacht auf dem Parkplatz stehen.
 
Auf dem Weg nach Vilnius besichtigen wir die Inselburg in Trakai, die vor allem für die Litauer von grosser geschichtlicher Bedeutung und ein Nationalsymbol ist. Aus der Ferne leuchtet die rote Backsteinburg und ist ein tolles Fotomotiv. Kommt man über die zwei hölzernen Brücken näher wird man von der Besuchermasse erschlagen, die im einbahnigen Gänsemarsch durch die Burg geschoben wird. Im Hof findet zur Touristenbelustigung ein mittelalterliches Ritterspektakel statt.
Uns hat die Burg nicht so beeindruckt, vor allem auch weil sie eigentlich wieder aufgebaut wurde und nicht mehr im Originalzustand ist. Der Ort Trakai selbst ist auch schön, hat aber ausser der Inselburg nicht viel zu bieten.
 
Der City Camping in Vilnius ist unser nächster Stopp. Wir bleiben 3 Tage um die Hauptstadt Litauens zu besichtigen, das schnelle WiFi vom Camping zu nutzen und unser Haus auf Rädern zu putzen. Der Stadtrundgang ist sehr interessant und in kurzer Distanz sind die meisten Sehenswürdigkeiten zu Fuss zu erreichen.
Vilnius hat über 100 Kirchen. Alle paar Meter steht eine Kirche, die wir anfangs noch mit Begeisterung besichtigt haben.
Als wir mit der Zeit beim Betreten der Kirche das Gefühl haben, "hier waren wir doch schon drin", machen wir eine Pause in einem Restaurant und probieren das Nationalgericht "Cepelinai". Das ist ein grosser ovaler, wie der Name sagt, Zeppelin-förmiger Kartoffelknödel mit einer Hackfleischfüllung und dazu eine Saure-Sahne-Sauce, eine ziemlich farblose, fettige Angelegenheit.
Insgesamt hat uns die Altstadt mit den verwinkelten Gässchen und den beeindruckenden Bauten sehr gut gefallen. Ganz speziell finden wir den Stadtteil Uzupis. Hier hat sich ein Zentrum der Alternativkultur gebildet, das sich halb im Ernst und halb im Spass zu einer selbständigen Republik erklärt hat.
 
Etwa 100 km nördlich von Vilnius liegt der Nationalpark Aukstaitija in dem sich eine hügelige, dicht bewaldete Landschaft zwischen dutzenden Seen befindet. An einem auch zum Baden geeigneten Seestrand finden wir einen tollen Übernachtungsplatz. Obwohl die Litauer sonst ein eher zurückhaltendes Völklein sind, gibt es auch Ausnahmen. Es ist Wochenende und am Sonntag Morgen taucht das erste Auto auf. Obwohl der ganze Parkplatz noch leer ist, stellt sich dieses Auto so nah genau neben uns, dass wir gerade noch die Türe auf bekommen.
Die freundliche Frau des älteren Ehepaares kramt ihre Deutsch-Schulkenntnisse hervor und beginnt uns die schönsten Flecken und Orte des Parks zu beschreiben. Wir nehmen die Infos gerne auf und starten unsere Parkerkundung mit einem 4 km langen Botanikrundweg. Der Weg ist eigentlich interessant und führt durch einen herrlichen abwechslungsreichen Wald, aber die stechenden Moskitos meinen es nicht gut mit uns. Sobald man den Schritt verlangsamt oder gar stehen bleibt, stechen sie zu, auch durch die Kleider. Und so wird der Spaziergang zum Spiessrutenlauf.
Anschliessend fahren wir mit dem Auto eine grosse Runde durch den Park und halten an den Sehenswürdigkeiten wie z.B. einer Wassermühle oder dem Bienenmuseum.
 
Unser nächster Stopp ist der Berg der Kreuze bei Siauliai. Dies ist ein Hügel mit hunderttausenden stehenden und auf dem Boden liegenden Kreuzen. Die ersten wurden 1831 zum Gedenken an die von der zaristischen Armee niedergeschlagene Rebellion aufgestellt. Heute kann jeder der das will ein Kreuz mitbringen oder am Kiosk eines kaufen, es beschriften und auf den Hügel bringen.
Da es schon später Nachmittag ist, bleiben wir zum Übernachten auf dem Parkplatz stehen. Irgendwann erscheinen keine Touristenbusse mehr und es wird eine ruhige Nacht.
 
Das Schwarzbrot (gibt es auch in Lettland und Estland): im Supermarkt gibt es auf einem grossen Regal geschätzte 50 verschiedene Packungen Schwarzbrot. Fast alle sind geschnitten und in Plastikbeuteln verpackt. Bei unserem ersten Brotkauf haben wir uns vom Aussehen leiten lassen, da wir die Beschriftung sowieso nicht lesen konnten. Die geschmackliche Überraschung kam beim Frühstück, als wir feststellen mussten, dass das Brot ungewöhnlich süss ist. Wir versuchten dann die Nährwerttabelle zu entschlüsseln und stellten fest, dass 100 g Brot bis zu 10 g Zucker enthält. Der Kaloriengehalt mit über 500 Kalorien kommt schon fast an Schokolade heran. Bei den nächsten Einkäufen verbrachten wir sehr viel Zeit vor dem Brotregal und studierten eingehend die Nährwerttabellen, bis wir das Brot mit dem niedrigsten Zuckergehalt gefunden hatten, welches man auch zu Wurst, Käse oder Fisch essen kann.
Fazit Schwarzbrot: gewöhnungsbedürftig, aber dann doch gut. Auch Kümmelbrot mit Honig kann gut sein...
 
Fazit Litauen: Litauen hat uns gut gefallen, die Menschen sind eher zurückhaltend aber freundlich. Die Sprache bereitet etwas Probleme, da sie keinerlei Ähnlichkeit mit unserer Sprache hat und nur wenige Englisch- oder Deutsch-Kenntnisse haben. Dazu ist auch zu sagen, dass das sogenannte "Baltikum" aus ganz unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen besteht. Auch an der Sprache ist das deutlich zu erkennen. Zum Beispiel an den Zahlen: kaks (estnisch), divi (lettisch), du (litauisch) und zwei (deutsch).

Litauen ist sehr ländlich und viele der Häuser die wir im Freilichtmuseum gesehen haben, finden wir bei Überlandfahrten auch noch so vor. "Auf dem Land" bedeutet auch: ein Hof mit viel Land drum herum. Meistens hat der Hof eine (1) Kuh, die sich auf einer ca. 2 ha grossen Weide satt fressen darf. Die Häuser sind wenn auch manchmal bescheiden doch sehr gepflegt. Am Rand grösserer Städte findet man noch die typischen Plattenbausiedlungen aus Sowjetzeiten. Jetzt im späten Frühling blüht hier noch der Löwenzahn und wir werden begleitet von riesigen, bis zum Horizont reichenden Rapsfeldern.

Die Versorgungslage ist perfekt. Fast in jedem Ort gibt es einen Supermarkt (wir waren meistens im Maxima) mit einem Warenangebot, das keine Wünsche offen lässt. Und das zu viel günstigeren Preisen als bei uns zuhause.

Auch die Nachtplatzsuche war nicht problematisch. Entweder konnten wir unbehelligt auf Parkplätzen oder im Nationalpark stehen und wir haben uns nie unsicher gefühlt.

Weiter geht die Reise nach Lettland.
 
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