Türkei - unterwegs auf der Weltreise 2018

Türkgözü - Ardahan - Artvin - Ispir - Bayburt - Kelkit - Siran - Susheri - Zara - Sivas - Kayseri - Göreme - Konya - Egirdir - Burdur - Denizli - Izmir - Canakkale - Kesan - Ipsala
(24.07.-22.08.2018)

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24.07.2018: Die Einreise in die Türkei am kleinen Grenzübergang Türkgözü geht problemlos und flott vonstatten. Auch mit der Versicherung klappt es. Die Beamtin studiert eine Weile unsere grüne Versicherungskarte und schon ist das erledigt. Die Grenzbeamten sind sehr freundlich und auch auf türkischer Seite braucht das Plaudern die meiste Zeit.

Wir fahren über den Ilgardagi Pass mit 2540 m Höhe bis zur nächsten grösseren Stadt Ardahan. Die Strasse ist kaum befahren und relativ gut, aber doch nicht Topf eben, so dass wir trotzdem ziemlich durchgerüttelt werden. Die Landschaft ist saftig grün und teilweise auch bewaldet.
In Ardahan ziehen wir nach ein paar Versuchen schliesslich erfolgreich Geld aus dem Automaten. Danach kaufen wir eine SIM-Karte. Weil die Damen bei Vodafone nicht Englisch können, ist die Verständigung wieder einmal kompliziert. Die drei Damen sind dauern am Kichern und Lachen, die Arbeit scheint Spass zu machen. Als wir nach einer Weile aus dem Laden gehen, funktioniert das Internet.

Gleich neben unserem Parkplatz an der Strasse hat es einen Gemüseladen. Wir kaufen ein paar Sachen ein. Im Laden arbeitet ein sehr eifriger geschäftstüchtiger Junge, der fast rennt um uns zu bedienen.
Schon weit ausserhalb der Stadt finden wir an der Strasse zum nächsten Pass auf einer Anhöhe hinter einem Hügel einen schönen Platz mit Aussicht zum Übernachten. Der Platz ist nicht ganz horizontal, aber für eine Nacht ist es ok. Bei der extremen Schieflage muss man aufpassen, dass man nicht irgendwo dagegen rennt...
 
25.07.2018: Wir hatten eine ruhige ungestörte Nacht. Nur in der Ferne sind ein paar Tierherden mit ihren Hirten vorbeigezogen. Da es so ruhig ist, hört man die Rufe der Hirten und die Laute der Tiere sehr weit.

Wir fahren auf gut ausgebauter Strasse Richtung Artvin. Zuerst über den 2470 m hohen Cam Pass und dann wieder hinunter durch eine Schwarzwald-ähnliche Landschaft bis auf 200 m bei Artvin.
Noch weit vor der Stadt Artvin wurde ein neuer riesiger Stausee angelegt und die Aussicht auf die Verbauungen und Brücken sind zwar gigantisch, verschandeln aber die eindrucksvolle Landschaft.

Bei Artvin ist die Staumauer und es geht auf der anderen Talseite weiter. Hier fahren wir überwiegend durch Tunnels, was nach knapp 70 km langweilig wird.
Wir kommen nach Yusufeli. Die kleine Stadt liegt malerisch an einem Hang und ist Ausgangspunkt zum Kaskar Nationalpark mit Gipfeln bis fast 4000 m, wo man gut wandern kann. Für unseren grossen Onkel Benz wird das aber zu eng. Wir kaufen nur kurz ein Brot und schauen, dass wir weiter kommen.
Die schmale Strasse ab Yusufeli, die nur noch so breit wie unser Auto ist, führt durch tolle Landschaften und kleine Dörfer. Wir fühlen uns zeitweise an den Pamir-Highway erinnert.
Unser Nachtplatz ist kurz vor der nächsten Staumauer, die überraschend plötzlich vor uns steht. Überraschend, weil sie auch auf den neuesten GPS-Karten (OSM) noch nicht eingezeichnet ist. In der Dämmerung taucht ein Füchslein auf, das um unser Auto schleicht.
 
26.07.2018: Die Nacht war ruhig bis auf die Füchse, die sich immer wieder bellend unterhalten haben. Wir fahren dem neu angelegten Stausee entlang. Das Navi zeigt noch Ortschaften im See an und will uns immer wieder auf die alte Strasse führen, die jetzt am Grund des Sees verläuft. Die steilen Felswände sind noch nicht zur Ruhe gekommen. Viel Geröll und Steine in allen Grössen die von den Hängen gefallen sind, liegen auf der Strasse, obwohl der untere Teil mit Maschendraht geschützt ist.
Nach dem Stausee wird das Tal wieder weiter, die Strasse aber wieder schmaler. Die Fahrt geht zuerst durch das schöne Tal und dann über die Berge. Eine richtige Panorama-Strasse.
Wir kommen nach Bayburt und blöderweise fahren wir mitten durch die Stadt. Die Gassen werden immer enger, hier pulsiert das Leben und wir fahren gemäss Angaben des Navis, bis wir regelrecht eingekeilt in einer Gasse stecken bleiben. Aber die Türken sind sehr nett und hilfsbereit. Autos werden umparkiert und die Autoschlange hinter uns zurück dirigiert bis wir befreit sind und weiter können. Jetzt nichts wie weg und in Zukunft nur noch die Umfahrung von Städten.
Etwas ausserhalb liegt ein grosser Freizeitpark mit Grillstellen, Teich und Spielplätzen, wo wir uns hinstellen. Der Park ist wohl neu und heisst "15. Juli Märtyrer Park". Das bezieht sich auf den 15. Juli 2016, wo der Putsch-Versuch stattfand.

Im kleinen Gartenrestaurant essen wir etwas und spazieren noch durch den Park. Wirklich schön gemacht und beliebt. Fast alle Picnic-Plätze sind belegt und die Grossfamilie trifft sich zum Grillen. Jeder der vielen Grillplätze ist mit überdachten Bänken und Tischen sowie einem Grill versehen. Weil bei Sonnenuntergang kein Wind mehr geht, steht jetzt überall der Rauch- und Grillduft. Interessant ist, dass auch fast jede Gruppe ihren eigenen Teekocher für den typischen türkischen Schwarztee mit dabei hat (Schwarztee-"Konzentrat", welches mit heissem Wasser verdünnt wird). Der Tee wird aus kleinen Gläsern getrunken, die am Anfang so heiss sind, dass man sie gar nicht anfassen kann.
Angenehm ist, dass die Türken in den Picnic-Parks nicht laut sind. Es wird geredet, aber man hört keine Musik und es wird auch nicht gesungen bis in die frühen Morgenstunden...
 
27.07.2018: Die Strecke heute führt uns von Bayburt nach Eskimese. Landschaftlich gibt sie nicht so viel her. Hier wird hauptsächlich Landwirtschaft betrieben und die Kornfelder werden gerade mit grossen Mähdreschern abgeerntet.

Unterwegs halten wir in Kelkit bei einem Bäcker zum Brot kaufen. Die Bäckersfrau ist sehr neugierig und will in unser Auto schauen. Und nicht nur sie, bald steht die Nachbarschaft Schlange vor der Tür. Dafür werden wir in die Backstube eingeladen und bekommen gezeigt, wie die einzelnen Brote zubereitet werden. Nebenher wird per Handzeichen geplaudert. Wir dürfen auch fotografieren, nur nicht die Frauen selbst. Wir suchen zwei Brote aus, die wir kaufen wollen, dürfen sie aber nicht bezahlen.
Unseren Nachtplatz finden wir etwas abseits der Strasse unterhalb eines Dorfes auf einer vertrockneten Wiese. Anfangs ist es ganz ruhig, aber nachts um halb zwölf kurvt ein neugieriger Typ mit dem Moped um unser Auto. Ich denke zuerst Polizei, aber er verschwindet gleich wieder. Ich kann erst mal nicht wieder einschlafen und schaue durch die Dachluke in den Nachthimmel und entdecke dabei (auch ohne Brille) die angekündigte Mondfinsternis. Tobias holt den Fotoapparat und macht ein paar Mondbilder.
 
28.07.2018: Am Morgen fahren wir weiter, ich habe keine Lust auf weitere Neugierige nachts. Über Zara kommen wir nach Sivas. Auch hier sind die Ortschaften von der Landwirtschaft geprägt, denn am Strassenrand stehen hochglänzende neue Traktoren zum Verkauf.
In der Migros gehen wir einkaufen und merken auch an den höheren Preisen, dass wir der Schweiz wieder näher kommen. Zum Beispiel Alkohol, türkisches Efes Bier kostet ca. 1.60 Euro, billiger ist da türkischer (aber guter) Rotwein für 4.50 Euro. Auch das teure Tanken reisst ein grosses Loch ins Portemonnaie.
Wir kommen zum Tuzla Salzsee. Er ist blendend weiss und hat nach dem sumpfigen Ufer eine schöne Graswiese zum Campen, wo wir uns hinstellen.


29.07.2018: Auch heute bleiben wir noch hier, waschen Wäsche, putzen und faulenzen. Am Nachmittag tauchen ein paar Familiengrüppchen zum Picnicen auf und am Abend und nachts ist es ganz ruhig und friedlich.
 
30.07.2018: Heute wollen wir nach Göreme Kappadokien. Das ist nicht so weit und wir lassen uns Zeit. Die kleineren Orte unterwegs sind nicht mehr so modern wie im Nordosten. Wir kommen an der Millionenstadt Kayseri vorbei. Dort hat es laut Maps.me einen 5M Migros und den will ich sehen. Wir kommen problemlos in die Stadt. Als wir ankommen, ist aber nichts von Migros zu sehen und wir fahren zu einer Supermarkt-Migros zum Einkaufen, wo das Angebot aber leider nicht so grossartig ist. Auf der Weiterfahrt entdecken wir einen Metro Grossmarkt und holen noch den Rest.
Wir erreichen Kappadokien und die ersten Aussichtspunkte zu tollen Gesteinsformationen tauchen auf. Auf dem Weg zum Campingplatz besuchen wir zwei Aussichtspunkte, aber es ist einfach noch zu heiss für die Wanderwege, die in die verschiedenen Täler führen.
Am Campingplatz (Camping Kaya) angekommen, suchen wir uns einen schönen Platz mit toller Aussicht. Hier ist auch die Touristenflaute zu spüren, denn der Platz ist nicht voll belegt, obwohl jetzt Hochsaison ist. Das Restaurant ist geschlossen und der Shop bietet nur ein paar Getränke an.

Vom Campingstuhl aus geniessen wir den fast schon kitschigen Sonnenuntergang.
 
31.07.2018: Wir stehen um 6 Uhr auf, klettern vor die Türe und beobachten die vielen bunten Heissluftballone, die vor uns über sowie auch im Tal unten schweben. Ein faszinierendes Schauspiel in dieser ungewöhnlichen Landschaft.
Wir frühstücken draussen mit vielen Wespen und beobachten, wie die Ballone wieder landen.

Heute haben wir gar kein Programm. Sitzen draussen im Schatten und bestaunen die Landschaft. Wenn es zu heiss wird, machen wir einen Abstecher in den Swimmingpool und geniessen den Tag, als ob wir Ferien hätten, so wie die anderen um uns herum.
 
01.08.2018: Heute stehen wir noch ein bisschen früher auf. Es ist noch dämmrig und wir sehen in der Ferne die Ballone starten, die wenn sie beheizt werden hell leuchten.
An den Ballonen hängen riesige Körbe in welchen 20 Personen Platz haben. So wie wir es erkennen, sind es fast alles asiatische Touristen welche durch die Luft schweben.
Meist schon nach einer Stunde landen die Ballone wieder, wenn möglich gleich auf dem Anhänger der die Körbe wieder abtransportiert. Die Touristen fahren in Kleinbus-Konvoys zurück.
Um 8 Uhr sind wir schon startklar für eine Wanderung in eines der Täler. Der Weg ist zuerst breit und eben, wird dann aber schnell sehr steil und, da sandig, auch sehr rutschig. Es gibt keine Möglichkeit sich irgendwo fest zu klammern und so schlittern wir die Schlucht hinunter. Immer wenn wir denken, jetzt sind wir unten, kommt noch ein steiles Stück. Mir graut schon vor dem Aufstieg. Leider können wir die tolle Landschaft kaum geniessen, weil wir mit der Bewältigung des Weges beschäftigt sind.
Auch in diesem Tal hat es Wohnhöhlen in den Tuffstein-Kegelbergen, die zum Teil weit oben und nur durch Gänge im Inneren erreichbar sind. Leider ist hier alles verkommen. Die Obstbäume, Wege und Gärten sind verwahrlost. Offenbar kommt man schneller zu Geld, wenn man einen Heissluftballon hat oder ein Quad vermietet.
Als es immer heisser wird und die Sonne ins Tal scheint, machen wir uns auf den Rückweg und geniessen den Tag und die Landschaft vom Campingstuhl aus.

02.08.2018: Heute ist wieder einmal Nichtstun angesagt.
 
03.08.2018: Wir marschieren gegen Mittag in Richtung Göreme hinunter und besuchen das Freilichtmuseum, das auf halbem Weg nach Göreme liegt. Es ist Mittagszeit und wir haben Hunger.

Leider merkt man auch hier die Touristenflaute, denn von den zig Shops, Cafes und Beizen bietet keiner etwas zu Essen an. Höchstens Kuchen und Tee. Die grossen Reisegruppen essen wohl in anderen Restaurants. Schliesslich finden wir auf einer Tafel Toast angeboten. Bei der Bestellung heisst es dann aber "sorry finished". Ich esse also nichts zu Mittag, Tobias ist ein Stück Kuchen und trinkt einen Kaffee.
Auf einem Rundweg besichtigen wir die in den Fels gehauenen Innenräume der Kirchen und Wohnhäuser, die zum Teil aus dem 11. Jahrhundert stammen. Danach kaufen wir uns ein Eis und steigen wieder zum Campingplatz hinauf.


04.08.2018: Heute geniessen wir wieder das süsse Nichtstun und surfen bei langsamem free WiFi im Internet.


05.08.2018: Auch heute bleiben wir noch hier, man kann sich ans Faulenzen gewöhnen...
 
06.08.2018: Wir trennen uns vom Campingplatz und machen uns wieder auf den Weg. In Göreme wollen wir etwas einkaufen, aber es hat hier nur Restaurants und Souvenirshops. Schliesslich finden wir doch noch ein Brot.
Auf der Weiterfahrt besichtigen wir noch kurz das Liebestal mit den ganz speziellen Gesteinsformationen.
Heute ist die Stadt Konya unser Ziel. In Konya befindet sich das Zentrum des Mevlana Ordens, der durch die tanzenden Derwische bekannt ist.

Etwas ausserhalb an einem grossen Park können wir auf einem gut gepflegten Caravan Platz vor dem Eingang kostenlos übernachten.
Im Park hat es viele sehr schöne Grillstellen mit gedeckten Sitzplätzen. Die meisten Besucher sitzen ab lieber auf ihrer Picnic-Decke auf dem Rasen. Auch einen kleinen Vergnügungspark hat es.

In einem Cafe im Park möchten wir ein kühles Bier trinken, das gibt es hier aber nicht. Dann halt eine Cola...
 
07.08.2018: Heute wollen wir die Altstadt und das Mevlana Zentrum besichtigen. Ein kleines Stück entfernt ist die Tram Haltestelle. Wir steigen ein und strecken dem Fahrer unser Geld entgegen, er will es aber nicht nehmen, wir können gratis fahren. Wir fahren bis zur Endstation und laufen dann zum Fisch- und Viehmarkt. Er ist nicht so wie wir uns das vorgestellt haben. Also geht es zurück Richtung Innenstadt.
Irgendwo dazwischen essen wir in einem kleinen Beizli je ein leckeres Döner Menü für kleines Geld (knapp 3 Euro für zwei inklusive einer Mini-Cola).
Der Eintritt ins Mevlana Zentrum ist frei und es herrscht riesiger Andrang. Anschaulich wird die Geschichte, Musik und Lebensweise des Ordens dargestellt und erklärt. Leider findet der Derwisch Kreistanz nur am Donnerstag und Samstag statt und heute ist Dienstag, Pech gehabt.
Gratis dürfen wir wieder mit dem Tram zurück fahren. An der Haltestelle kaufen wir noch süsse Baklava-Teilchen. Wir bekommen eine Kostprobe und sind schon vom Probieren satt...
 
08.08.2018: Heute geht es zum Beysehir See. An dessen Westseite ist ein Nationalpark und ein Stellplatz. In der Stadt kaufen wir noch in der kleinen Migros mit sehr beschränktem Angebot ein, picnicen am See und fahren dann weiter. Leider ist die Strasse zum Nationalpark gesperrt. Die Tafel am Strassenrand können wir auch mit Google Translator nicht verstehen und wir fahren wieder zurück. Auch Türken, welchen wir das Foto später zeigen, können die Tafel nicht interpretieren. 70 km umsonst gefahren. Also fahren wir an der Ostseite hoch und peilen den nächsten See in Egerdir an.
In Egerdir finden wir auf einem Damm einen Parkplatz auf dem schon mehrere türkische Wohnmobile stehen. Wir werden gleich eingeladen hier zu bleiben. Wir stellen uns neben eine nette 4-köpfige türkische Familie und sie laden uns zum Bier ein. Obwohl wir nach dem langen Fahrtag hundemüde sind und eigentlich ein anderes Abendprogramm haben, wird es ein gemütlicher und netter Abend. Wir erfahren, dass sie aus Izmir sind. Die ganze Familie sind Zahnärzte und Reise begeistert. Sie sind jetzt auf dem Weg zu einer Nachthimmel-Beobachtung in den Bergen mit einem Astronomen. Wir erhalten viele Tipps zu schönen Plätzen auf dem Weg nach Izmir. Sie laden uns in ihr Sommerhaus am Meer ein, wo sie den Sommer verbringen.
 
09.08.2018: Weil es hier wirklich schön ist, wollen wir noch bleiben. Unsere türkischen Nachbarn fahren weiter und erinnern nochmal mit Telefonnummer an die Einladung und geben den Tipp, dass heute ein grosser Bazar hier im Ort stattfindet (jeweils donnerstags).
Nach dem Frühstück stürzen wir uns auf dem Markt ins Gewühl. Der Bazar ist riesengross. Neben Obst und Gemüse hat es auch Kleider, Schuhe, Haushaltswaren und sonstigen Schnickschnack.

Wir können bei dem tollen frischen Obst, Gemüse und Brot natürlich nicht widerstehen und kaufen ein, dass wir es fast nicht mehr tragen können.
Am Nachmittag laufen wir in die andere Richtung über den Damm ans Ende der Halbinsel. Der kleine Ort dort besteht fast nur aus Pensionen und Restaurants, in denen aber kaum jemand sitzt. Touristenflaute.
Wir gehen nochmal auf den Markt und trinken in einem vollbesetzten Teegarten einen Tee und beobachten das bunte Treiben. Männer sitzen an den Tischen und machen Brettspiele, Frauen und Kinder hocken in Grüppchen zusammen und plaudern.
 
10.08.2018: Eigentlich wollen wir heute zum viel gepriesenen Salda See. Der See ist auch wirklich sehr schön, mit weissem Sandstrand und türkisblauem Wasser. Aber leider sind alle Möglichkeiten ans Wasser zu kommen so hoffnungslos mit Autos und Menschen vollgestellt, dass wir weiterfahren.

Wir fahren zum Honaz Mountain Nationalpark, ein Tipp von unseren türkischen Nachbarn in Egirdir.
Hier hat es auf 1200 m einen tollen Picnic-Platz. Viele Tagesausflügler kommen tagsüber zum Grillen und fahren am Abend wieder weg, so dass wir fast alleine sind. Ausser ein paar wenige Zelte und Wohnwagen.
 
11.08.2018: Nachts war es sehr ruhig. Nur in der Ferne haben sich wieder einmal die Hunde lautstark unterhalten. Wir haben uns draussen gerade bequem eingerichtet, als uns ein junger Mann anspricht und uns zu seiner Familie zum Tee und Grillen einlädt. Wir dürfen am grossen Tisch Platz nehmen und für uns wird nochmal ein türkisches Frühstück aufgetragen. Die Familie besteht aus der Mutter Lale mit Sohn Can, seiner Frau und dem 18 Monate alten Furkan. Die Tochter mit ihrem Mann Mutlu und den beiden Kindern. Der Bub ist 8 Jahre und das Mädchen 6 Jahre alt. Leider habe ich die anderen für unsere Zungen schwer auszusprechenden Namen vergessen.

Zum Glück wird gut Englisch gesprochen und die gegenseitigen Fragen gehen hin und her. Zwischen den interessanten Gesprächen ist Playtime für die Kinder. Wir lernen die Strategiespiele Quoridor und Mangala kennen und spielen Ball oder Fingerspiele.
Das Grillen (türkisch Mangal) ist dann wieder Männersache. Zuerst werden die Gemüse gegrillt, Peperoni, Auberginen und Tomaten. Sie werden nach dem Grillen geschält und von den Frauen zu einem feinen Salat mit frischen Zwiebeln verarbeitet. Sehr lecker. Dazu gibt es fein gewürzte Hähnchenteile und später Berge von selbstgemachten Köfte. Alles sehr fein. Selfies werden gemacht. Nach dem Essen wieder Tee und danach wieder Knabberzeug wie Sonnenblumenkerne, gerösteter Mais und Kichererbsen. Can hat dann auch einmal treffend gesagt, sie hätten den ganzen Tag etwas im Mund.
Die Familie ist sehr sympathisch, die Zeit vergeht wie im Flug und als wir uns verabschieden ist es schon nach 18 Uhr.

Wir sitzen noch vor unserem Auto als Can nochmals mit einer riesigen Melone auftaucht und sie uns überreicht. Er sagt, sie hätten vergessen die Melone zu servieren (waren wohl schon alle satt...). Unglaublich.
 
12.08.2018: Wir fahren Richtung Izmir, wollen aber noch nicht ganz in die Stadt rein.

Wir kommen durch das Trauben Hauptanbaugebiet. Hier werden überwiegend Tafeltrauben oder Trauben für Rosinen angebaut. Es ist jetzt Erntezeit und die Reben hängen dick voll mit reifen Trauben.
Über Kilometer gibt es nichts ausser Trauben, Trauben, Trauben. LKW mit Ladungen hoch gehäuft mit Trauben kommen uns entgegen und an den Strassenrändern werden alle paar 100 Meter Trauben verkauft. Auch die Rosinen-Trauben liegen abgezupft auf grossen Flächen auf dem Boden und werden an der Sonne getrocknet. Sogar die warme Luft duftet nach Trauben.
Unterwegs schauen wir uns noch kurz die Reste des Palastes vom reichen Krösus an. Da es aber sehr heiss ist, begnügen wir uns mit einem Blick über den Zaun.
Vom Traubental schlängeln wir uns durch kleine enge Ortschaften zum Spil Mountain Nationalpark hinauf. Unterwegs halten wir bei einem Bäcker zum Brot kaufen.

Während Tobias beim Bäcker ist, bekomme ich einen Sack mit weissen Trauben und eine Schüssel mit saftigen reifen Feigen von einer Bäuerin durchs Fenster gereicht.
Im Tal auf unter 100 m ist es heiss, aber wieder auf 1200 m angenehm kühl. Auch hier im Park sind heute am Sonntag viele einheimische Tagesgäste, aber nachts sind wir alleine.


13.08.2018: Wir bleiben heute noch. Der Park ist am Montag kaum besucht und so können wir ungestört Wäsche waschen und faulenzen.
 
14.08.2018: Am Vormittag steuern wir Izmir an und fahren direkt auf den grossen Parkplatz bei Ikea und der Forum Bornova Mall. Wir essen erst einmal schwedische Köfte (so heissen die Köttbullar hier) zu Mittag. Die türkischen Köfte sollen ja das Vorbild für die schwedischen Köttbullar sein.
Danach schlendern wir durch das gekühlte Einkaufszentrum. Seit letztem Freitag hat die türkische Lira wegen der Währungskrise enorm an Wert verloren. Unser erster Umrechnungskurs lag bei 4.75 Lira für 1 CHF. Jetzt ist er bei 7.05 und so hat unser Essen bei Ikea gerade Mal 1.40 CHF gekostet. So verleiten die sowieso schon tieferen Preise und der Sommerausverkauf zum Kaufen.

Wir bleiben gleich auf dem Parkplatz der Mall zum Übernachten stehen.
 
15.08.2018: Nach dem Frühstück gehen wir nochmals in die Mall. Ausserhalb der klimatisierten Räume ist es schon sehr heiss und wir beschliessen nicht noch in die aufgeheizte Innenstadt zu fahren, sondern einen Platz am Meer zu suchen. Zumindest das was wir in Izmir von der Küste sehen, ist nicht gerade schön. Neben der breiten Strasse mit viel Verkehr hat es einen Grünbereich am Meer, aber Menschen sind dort keine unterwegs.

Nach einer längeren Fahrt durch die Aussenquartiere von Izmir führt die Strasse durch endlose Olivenbaum-Wälder. Bei Foca finden wir einen netten Campingplatz in einer kleinen Bucht mit klarem Wasser. Wir können direkt am Strand stehen und als die Tagesgäste verschwunden sind, hat es nur noch wenige Zelte hier.
 
16.08.2018: Wir stellen gleich morgens unser (viel zu grosses) Sonnentarp auf und geniessen den Tag. Mit der Meeresbrise ist die Temperatur angenehm und wir beobachten vom Campingstuhl im Schatten aus das bunte Treiben am Strand und im Wasser. Grosse Clans schleppen Autoladungen voll mit Geschirr, Töpfen, Grill, Esswaren, Getränken und Wasserspielsachen für die Kinder an.

Während Männer und Kinder sich in der Badehose tummeln dürfen, muss die traditionsbewusste Muslima sich voll bekleidet mit Kopftuch in die Fluten stürzen. Man sieht aber auch viele aufgeschlossene Bikiniträgerinnen.
Um die Mittagszeit tauchen mehrere Ausflugsboote auf, die hier in der Bucht zum Baden und anschliessendem Grillen ankern. Wir haben neue Nachbarn bekommen, die uns am Abend, nachdem wir schon gegessen haben noch einen Teller mit Gegrilltem bringen: Hähnchenspiesse, Köfte, Tomaten und Peperoni, alles fein gegrillt. Den leeren Teller bringe ich zur Freude der Kinder mit einer Tafel Schokolade zurück.
 
17.08.2018: Wir sind gerade fertig mit dem Frühstück und sitzen noch am Tisch, als schon wieder zwei Teller mit türkischem Frühstück von den Nachbarn zu uns rüber wandern. Konfitüre und Frischkäse und ein Teller mit frischen Pommes, gegrillten Peperoni und frischen Tomaten und Gurken. Nach dieser Ration sind wir satt bis zum Abend. Wir hoffen nur, dass das nicht so weiter geht, aber die Verständigung ist schwierig und die Freude gross, wenn sie uns beschenken dürfen. Wir sind nicht gerade Wasserratten, aber heute baden wir im klaren Meer. Es weht ein frischer Wind, das Thermometer zeigt nur 24 Grad an.

Es ist Freitag und auffallend, dass heute am Strand keine traditionell bekleideten Muslima beim Baden zu sehen sind. Nachmittags wird der Wind sturmartig und viele verlassen den Platz schon früh am Abend.
 
18.08.2018: Wir fahren weiter der Küste entlang und entdecken noch viele schöne Buchten mit kleinen Campingplätzen. Als wir uns der Hafenstadt Aliaga nähern, tauchen grosse stinkende Industrieanlagen auf, die wir schnell hinter uns lassen.

In dem Fischerörtchen Candarli essen wir zu Mittag und schlendern noch etwas durch die Gassen.
In einer Mall mit Carrefour und Kipa in Endremit kaufen wir ein und vergessen die Zeit. Als wir zur Weiterfahrt starten ist es schon spät. Dann wir auch die Strasse noch schlecht und steigt in endlosen Kurven den Berg hoch. Es dauert lange und ist schon fast dunkel bis wir endlich einen Nachtplatz finden.

In Ayvacik fahren wir von der steilen Passstrasse mit viel Verkehr ab in den Ort, wo wir auf einem grossen Platz in einem Wohnquartier übernachten.
 
19.08.2018: Wir fahren nach Troja (genauer gesagt heisst der Ort Tevfikiye). Es geht ein stürmischer Wind der hier aber normal ist. Der Wind war ein Grund, weshalb es Troja so gut ging, denn die Schiffe konnten noch nicht gegen diesen Wind ansegeln und mussten bei Troja auf bessere Winde warten.

Auf einem Campingplatz mit Pension machen wir halt. Der Campingplatz kostet mit 15 Euro/100 TRL sogar etwas mehr wie in Kappadokien, bietet aber nur einen staubigen Standplatz neben verkehrsreicher Strasse.

Diese touristische Gegend ist ein teures Pflaster. Ein Tee kostet hier 4 TRL, sonst 1.5 TRL. Eine Kugel Eis hier 15 TL, sonst 1.5 bis 3 TRL. Und die Preise werden gleich in Euro angegeben...
 
20.08.2018: Nach dem Frühstück laufen wir den knappen Kilometer bis zur Troja UNESCO Anlage und sehen uns das Troja-Holz-Pferd und das weitläufige Gelände auf einem Rundweg an.
 
21.08.2018: Wir fahren weiter, wollen unterwegs noch einkaufen, aber heute ist alles wegen dem Opferfest geschlossen. Auch ein paar Einheimische stehen vor den verschlossenen Türen.

Mit der Fähre geht es über die Dardanellen auf die Halbinsel. Obwohl ein Feiertag ist, müssen wir nicht warten und können gleich auf die Fähre fahren.


Wir fahren an die Südspitze. Tobias sieht sich noch das Canakkale Märtyrer Memorial an.

Die Halbinsel ist gespickt voll mit Kriegsdenkmälern und Soldatenfriedhöfen aus dem 1. Weltkrieg. Die Gedenkstätten werden von den Einheimischen zumindest heute am Feiertag rege besucht.


Der nahe gelegene in iOverlander hochgelobte Stellplatz ist uns zu windig und gefällt uns nicht. Wir schlängeln uns deshalb der Küste entlang wieder nach Norden, in der Hoffnung noch einen schönen Platz zu finden, aber am Meer direkt ist nichts zu finden.

Wir biegen bei Kabatepe auf einen Waldweg ab und finden ein schönes Plätzchen auf einem abgeernteten Feld neben einer grossen Eiche.
 
22.08.2018: Unterwegs schauen wir uns kurz das Städtchen Gelibolu an. Es hat viele Fischrestaurants, aber alle bieten den gleichen Fisch an, welcher uns nicht so zusagt. Auch ist die Preis-Gestaltung nicht klar, vielleicht auch nur wegen sprachlichen Verständigungs-Problemen.
Auf dem Weg zur griechischen Grenze tanken wir noch einmal voll. Der Dieselpreis ist inzwischen um 1 TRL gestiegen, aber wir finden noch eine der wenigen günstigen Tankstellen. Auch mit dem jetzt teureren Preis ist Diesel hier immer noch günstiger als in Griechenland.

In Kesan kaufen wir noch einmal ein, werden unsere restlichen Lira aber nicht ganz los.

Wir übernachten in der Nähe von Kesan im Wald auf einem etwas vermüllten Platz. Abends kommen noch zwei sehr scheue und dürre Hunde vorbei und dürfen unseren alten Joghurt-Becher auslecken.
 
23.08.2018: Nach wenigen Kilometern reihen wir uns in die lange aber sehr geordnete Warteschlange am Zoll ein und nach ca. 90 Minuten sind wir dann problemlos durch auf der türkischen Seite. Nach dem Zoll hat es einen Duty Free Shop, wo wir noch die letzten Lira verbraten.

Nach einer kurzen Fahrt durch das Niemandsland geht unsere Reise weiter in Griechenland.
 
 
Fazit Türkei: Die Türkei hat uns sehr gut gefallen. Die Landschaft ist beeindruckend schön und die Menschen sind sehr gastfreundlich. Da wir nicht nur die ausgetretenen Touristenpfade der Europäer gefahren sind, haben wir noch etwas von der ursprünglichen Türkei erlebt und gesehen. Wir haben uns sicher gefühlt und die Menschen sind uns durchwegs freundlich begegnet. Im Gegensatz zu den Iranern sind die Türken aber eher zurückhaltend.

Ein Land, das wir gerne wieder bereisen würden, was natürlich auch von der politischen Situation abhängt. Nur einmal wurden wir nach unserer Meinung zu Erdogan befragt. Wir haben es aber abgelehnt uns dazu zu äussern und das wurde auch sofort akzeptiert. Mit der Polizei haben wir nie Kontakt gehabt. Das Land und die Menschen erscheinen viel freundlicher als es uns in Mitteleuropa via Medien dargestellt wird.
 
 
Nach 30 Tagen und 2814 km verlassen wir die sehr schöne und interessante Türkei. Unsere Reise geht weiter in Griechenland.
 
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