Islamische Republik Iran - unterwegs auf der Weltreise 2017

Teil 2: Kermanshah - Khorramabad - Dezful - Shushtar - Shahrekord - Isfahan - Shiraz - Bandar Abbas
(03.11.-22.11.2017)

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Nachdem wir unser Visum in Kermanshah erfolgreich verlängern konnten, wollen wir eigentlich noch die bekannten Felsreliefs von Bisotun ansehen, aber es regnet so heftig dass die nahen Berge gar nicht mehr zu erkennen sind. Wir verzichten deshalb auf die Reliefs und fahren direkt nach Khorramabad. Die Fahrt geht auf guter Strasse durchs Gebirge. Es sind viele abgeerntete Kornfelder zu sehen. Aber durch den starken Regen sieht alles eher düster aus.

Wir erreichen Khorramabad relativ spät und bei dem düsteren Wetter wird es noch früher dunkel. Bei der Stadteinfahrt hat es kaum Verkehr, doch im Zentrum herrscht ein ziemliches Verkehrschaos. Da es schon dunkel ist und zudem noch regnet, ist auf der Seite und hinter dem eigenen Fahrzeug gar nichts mehr zu erkennen.
Die Parkplätze welche wir zuvor als mögliche Übernachtungspunkte ausgesucht haben, sind nicht öffentlich, zu klein oder zu eng. Und auf der Strasse dem Fluss entlang hat es eine Höhenbegrenzung von 3.5 Meter. Das ist genau unsere Höhe! Im dichten Verkehr wollen wir nicht in einer Unterführung stecken bleiben und kehren deshalb um und suchen einen anderen Weg auf engen Strassen mit tief hängenden grossen Platanen am Strassenrand. Schliesslich finden wir einen möglichen Platz neben einem Park ohne (sowieso nur für uns geltendes) Halteverbot. Wegen einem Stromausfall in einem ganzen Stadtviertel ist es stockfinster im Park. Die Reparatur dauert aber nicht lange und der Park ist gleich wieder taghell beleuchtet. Der Platz ist relativ ruhig, vielleicht auch nur weil es seit langer Zeit zum ersten Mal regnet?
Nach dem Regen sind alle Autos voll mit schwarzem klebrigem Staub. Ursprünglich weisse Autos sehen jetzt aus wie graue Militärfahrzeuge. Im Gegensatz zum letzten Staub an unserem Auto lässt sich dieser schwarze Staub nicht einfach mit dem Besen abwischen. Eine Autowäsche wäre dringend notwendig...
Wir wollen das Castle im Ort besichtigen, aber der Eintritt ist uns mit 2x400'000 Rial (ca. 2x9 CHF) zu teuer. Nach einem Telefon mit dem Chef und unserem neuen Status "Rentner" sind es noch 2x250'000 Rial, was uns immer noch zu teuer ist. Einheimische bezahlen 50'000 Rial Eintritt oder gar nichts. Wir verzichten auf das Castle und sehen uns dafür den Bazar an, der hier zur Abwechslung mal nicht überdacht ist. Später treffen wir den Chef in der Stadt an (die Welt ist klein) und er versucht uns zu erklären, wieso das so teuer ist (Castle plus Museum plus wertvoller Silberschatzfund) und will uns noch zu sich zum Essen einladen. Wir lehnen ab mit der Begründung, dass wir noch weiter fahren müssen.
 
Je weiter wir aus der Stadt kommen, desto weniger Verkehr hat es und die Strassen werden breiter. Wir nehmen die Autobahn nach Dezful (360‘000 Rial Maut). Die recht gute Autobahn schlängelt sich durch kaum bewohntes Gebirge und viele Tunnels in die Ebene am Persischen Golf. Immer wieder sehen wir mit Tierherden beladene LKWs. Die Nomaden sind auf dem Weg ins Winterquartier. Die LKWs sind alle nach einem bestimmten Schema beladen: im vorderen Teil sind die Ziegen und Schafe auf zwei Ebenen. Hinten oben in einer Ecke sitzt der Hirtenhund mit im Wind flatternden Ohren. Unter dem Hund ganz am Ende quer noch ein Esel oder Maultier.
 
Die Ebene hier ist eigentlich eine Verlängerung der Euphrat-Tigris Ebene und ist sehr fruchtbar. Schon im dritten Jahrtausend vor Christus wurde hier Ackerbau betrieben und es gab städtische Zivilisationen. Hier wurde auch 1908 das erste Erdöl im Iran gefunden, welches wahrscheinlich nicht für mehrere Jahrtausende reichen wird...
In Dezful finden wir zufällig einen schönen Platz auf einem Uferparkplatz am Fluss Dez. Nachmittags ist es relativ ruhig in der Stadt und am Flussufer. Das warme Wetter lockt die Menschen ins Freie und abends ist viel los. Viele kommen zum Picnic an den Fluss, Männergruppen, Frauengruppen und Familien. Der Grünstreifen am Fluss ist nachts hell beleuchtet. Es ist recht lärmig durch vorbeifahrende Autos und Motorräder, ab und zu auch mit lauter Musik. Es werden Erinnerungen an die lauten Nächte in Russland wach...

Dezful soll gemäss Reiseführer eine schöne Altstadt haben, wir verzichten aber auf die Besichtigung und fahren nach Susa (Shush).
 
In Susa gehen wir durch den Bazar und kaufen Gurken und Tomaten, welche wir freundlicherweise wieder einmal geschenkt bekommen.
Auch sehen wir uns das Grab Daniels in einer Moschee an. Die Moschee wurde renoviert, der Innenhof ist schon fertig gestellt. Auf der Rückseite ist erst der Rohbau fertig...
 
Anschliessend fahren wir weiter via Haft Tepe nach Chogha Zanbil. Unterwegs sind viele grüne Felder zu sehen, besonders häufig Zuckerrohr-Felder. Während dem Mittagshalt am Strassenrand bekommen wir von vorbeifahrenden Iranern drei (3!) grosse Wassermelonen geschenkt.
Von den archäologischen Stätten sehen wir uns nur das UNESCO-Kulturerbe Chogha Zanbil an. Der zentrale Tempel ist zwar ziemlich zerfallen, aber sieht heute noch imposant aus. Um die weitere Zerstörung der Stätte zu bremsen, ist fast alles abgesperrt und die Inschriften auf den Ziegeln sind aus der Entfernung gar nicht zu sehen. Wir überlegen uns kurz, ob wie auf dem Parkplatz übernachten wollen, fahren dann aber doch weiter nach Shustar.
Der heutige Tag ist ziemlich heiss und vor allem feucht. Diese dampfende Hitze hier auf fast Meereshöhe ist viel weniger gut zu ertragen als die trockene Hitze im Hochland. Zudem ist es hier wirklich wärmer, über 30 Grad, während es im Hochland jetzt im November doch ein paar Grade kühler ist und insbesondere in der Nacht ziemlich abkühlt.
 
Auch in Shushtar finden wir einen schönen Stellplatz in einem Park ganz nahe bei der Bewässerungsanlage aus dem dritten Jahrhundert. Doch schon bald kommt der Manager des Parks und teilt uns mit, dass der Park unsicher sei für Touristen und wir in einen anderen Park gehen sollten. Nachdem er den Park auf Google Maps nicht gefunden hat, führt er uns mit seinem Motorrad hin. Er ist übrigens nicht der Erste, der seine Umgebung auf Google Maps nicht wieder erkennt. Der Parkplatz beim neuen Park ist nicht ganz so schön, aber dafür bewacht. Wir werden vom Security Team gleich zum Tee eingeladen und können nicht ablehnen, obwohl wie lieber endlich Ruhe gehabt hätten. Der Park ist tagsüber nur für Frauen und Kinder geöffnet. Abends dürfen alle in den Park und es kommen auch viele, bis er um 23 Uhr schliesst.
Wir haben lange geschlafen diese Nacht. Die hier herrschende Hitze und Feuchtigkeit macht dem Körper doch recht zu schaffen. Wir beschliessen noch einen Tag hier zu bleiben. Zu Fuss gehen wir durch die Stadt, es ist schon wieder drückend warm. In der Stadt sieht man noch ein paar Überreste alter Häuser, mit schönen Kuppeln und Fenstern, doch der Erhalt dieser Bauten ist wohl zu aufwändig, weshalb viel abgerissen und neu gebaut wird. Das Navi (Maps.Me) führt uns zielsicher durch das Gewirr der schmalen Gassen.
Wir erreichen das Bewässerungssystem, ebenfalls ein UNESCO-Kulturerbe. Römische Kriegsgefangene mussten im 3. Jahrhundert nach Christus dieses noch heute funktionierende System zur Bewässerung und Antrieb von Mühlen bauen. Sicher haben sie dabei noch etwas gelernt, denn im Gegensatz zu aufwändigen römischen Aquädukten wird hier das blaue Wasser des Flusses durch Rohre und Tunnels geführt. Gewaltige Wassermengen werden durch Kanäle und unterirdische Rohre zu den Mühlen geleitet. Im Schatten der Gewölbe können wir uns für einen kurzen Moment vor der stechenden Sonne schützen.
Wir wollen eigentlich im Restaurant mit Aussicht auf das Bewässerungssystem essen, aber die Plätze sind entweder auf der Terrasse an der prallen Sonne oder im kalten Raum mit eisigem Gebläse aus der Klimaanlage. Deshalb gehen wir wieder und nehmen ein Fastfood Mittagessen (Hamburger bzw. iranisch "Sandwich") im angenehm kühlen Raum.
Danach fahren wir mit dem Taxi zurück zum Auto und verbringen den Nachmittag mit möglichst wenig Schweiss-treibenden Aktivitäten. Jemand klopft und überreicht uns eine Dose Chicken, "made in Iran", wird betont. Die Dose muss 20 Minuten im kochenden Wasser erwärmt werden. Etwas aufwändig, deshalb essen die Iraner wohl lieber Fastfood.
An nächsten Morgen tanken wir Wasser. Das Security Team hilft uns dabei. Mit einem dicken Bewässerungsschlauch aus dem Park sind unsere Tanks in Rekordzeit wieder gefüllt.
Danach beginnt das ganze Team unser grauschwarzes Auto zu waschen. Alle sind mit Begeisterung dabei, zum Teil putzen sie mit blossen Händen. Am Ende sind alle ziemlich nass, aber strahlen auf diversen Selfies und Fotos. Und auch unser Auto strahlt wieder mal...
 
Wir fahren heute durch das Zagros Gebirge, mit Gipfeln um die 4000 Meter. Das Gebirge verläuft von Nordwesten nach Südosten und ist ziemlich lang. Eine direkte Überquerung ist nicht möglich, man muss immer den Tälern entlang fahren. Für 240 Kilometer sind wir fast den ganzen Tag auf kurvigen Strassen durch eine sehr schöne Landschaft unterwegs.
Hier leben noch einige richtige Nomaden. Sie wohnen in zeltartigen Unterkünften. Ihre Herden bestehen aus Ziegen und Schafen. Es sind in dieser Gegend auch sehr viel mehr Esel zu sehen als sonst wo. Diese Menschen sind nicht so offen wie sonst die Iraner und sehen ernster aus. Aus überholenden Autos wir deutlich weniger gewunken und die uns zugewandten Gesichter sehen eher skeptisch aus. Aber wie würde sich ein mitteleuropäischer Bergler verhalten, wenn er in seiner Heimat ein paar bärtige Iraner mit schwarzen Haaren und dunkler Haut antrifft?!?
Die Stellplatzsuche dauert wieder einmal ziemlich lange. Die Landschaft ist zu offen, um irgendwo stehen zu bleiben (und später von der Polizei an einen sicheren Ort geleitet zu werden). Schliesslich finden wir beim Roten Halbmond in Chaman Goli einen relativ schönen Platz. Von den Sanitätern werden wir freundlich aufgenommen und bekommen gleich einen Tee serviert. Aber auch die Sanitäter kommen uns hier etwas zurückhaltender vor als an anderen Orten.
 
Da wir einige Tage in Isfahan bleiben wollen, müssen wir vorher nochmals unsere Wäsche waschen. Kurz nach Chaman Goli finden wir einen passenden Platz abseits der Strasse, wo wir auch unsere Unterwäsche zum Trocknen aufhängen können.
Dabei bekommen wir nur Besuch von einem durchfahrenden Auto und einer grossen Herde klingelnder Ziegen und ihrem Hirten.
 
Die Fahrt geht weiter durch das Zagros Gebirge. Dabei überqueren wir einen Pass mit 2830 Metern Höhe. Die Höhe ist in diesem Gebirge schwer abzuschätzen. Es gibt Hochtäler, wo man das Gefühl hat "unten" im Tal zu sein, aber in Wirklichkeit ist man auf über 2000 Metern Höhe.
Vor Shahrekord (=Kurdenstadt) wird das Tal sehr breit und sieht flach aus. Aber hier in Shahrekord sind wir auf 2100 Metern und haben das Gefühl am Fusse des Gebirges zu sein. Die letzte Übernachtung bei Chaman Goli "im Gebirge" war dagegen nur auf 1570 Metern.
In dieser Gegend hat es viele grosse Felder und Äcker. Wir sehen viele Menschen, die auf den Feldern ohne Maschinen arbeiten. Es wird viel bewässert, z.T. mit entsprechend umgeleiteten Bewässerungskanälen, aber auch mit grossflächigen Sprengern.

Heute sind sehr viele Menschen auf den Friedhöfen zu sehen. Auf grossen Friedhöfen fahren die Leute mit dem Auto bis vor das Grab. Auf dem Grabstein wird das Essen ausgebreitet und die Angehörigen sitzen drum herum und picnicen. Wir können uns nicht erklären, was der Anlass ist.
Shahrekord selbst bietet keine Sehenswürdigkeiten für Touristen. Wir bleiben nur dort, um zu übernachten und morgen am Freitag, dem iranischen Sonntag, bei möglichst wenig Verkehr ins Zentrum von Isfahan zu fahren. In einem kleinen Supermarkt kaufen wir noch ein. Es gibt viele spezielle Sachen, die es sonst auf dem Bazar nicht zu kaufen gibt. Wir kaufen u.a. gefrorenes paniertes Chicken, ein Vollkorn-Toastbrot und alkoholfreies Bier.
 
Die Fahrt nach Isfahan ist relativ kurz und die Strasse meist Autobahn-ähnlich. Wir kommen gut ins Zentrum von Isfahan und finden einen sehr zentral gelegenen Parkplatz beim Hasht Behesht Palast. Der Parkplatz ist ziemlich voll und eng, aber Tobias kommt gut durch und trifft die Parklücke beim ersten Mal. Auf dem Platz sind noch weitere Reisende aus Europa mit ihren Autos. Eine Schweizer Familie, ein deutsches Paar und zwei französische Paare. Wir haben kaum geparkt, sind wir schon mitten in interessanten Diskussionen mit ihnen über die bisherige und weitere Reiseroute und Reiseerfahrungen.
Am Nachmittag schauen wir uns den grossen Imam-Platz an. Dieser ist ein UNESCO-Kulturerbe. Das Erstaunliche ist, dass dieser imposante Platz mit seinen Fronten und Fassaden schon seit 500 Jahren so aussieht.
Da heute Sonntag ist, ist der Platz voll von flanierenden Iranern. Natürlich wird auch intensiv gepicnict.
Wir besichtigen auch die schöne alte Lotfullah-Moschee (2x200'000 Rial).
Am nächsten Tag gehen wir wieder zum Imam-Platz und weiter durch den Bazar. Der Bazar sieht mindestens am Imam-Platz touristischer aus als an anderen Orten. Wir werden auch öfters von Händlern angesprochen und zum Kaufen aufgefordert. Etwas weiter entfernt wird der Bazar "einheimischer". Die überdachten Bazar-Gänge sehen etwas herunter gekommen aus im Vergleich zu anderen Städten, aber die einzelnen Läden sind trotzdem sehr interessant.
Das Wetter wird heute im Verlauf des Tages immer trüber, bis am Nachmittag die Sonne ganz weg ist. Im Bazar macht das ja nichts aus, aber die zum Teil bunten Fassaden der Gebäude kommen mit Sonnenschein besser zu Geltung. Zum Mittagessen gehen wir in ein kleines Restaurant im Bazar, wo nur Einheimische drin sitzen. Für ein sehr gutes Lamm-Kebab und einen Bohneneintopf jeweils mit Getränken und einer riesigen Portion Reis bezahlen wir erstaunlicherweise nur 180'000 Rial (ca. 4 CHF).
Unterwegs besichtigen wir die Jame-Moschee, eine alte Moschee mit anderer Architektur als sonst. Sie besteht überwiegend aus Lehm-Backsteinen und hat viele tragende Säulen, die aber zum Teil ziemlich schief sind (2x200'000 Rial). An der Moschee wird gerade intensiv renoviert.
Am heutigen dritten Tag in Isfahan wollen wir uns die alten Brücken über den in dieser Jahreszeit ausgetrockneten Fluss ansehen. Da Tobias schon wieder eine gebrochene Zahn-Plombe hat, wird das Programm kurzfristig in einen Zahnarzt Parcours mit Google Maps geändert. Die erste Zahnklinik ist nur ein Labor, welches Zahnprothesen herstellt. Die zweite Klinik gibt es gar nicht. Als wir zum dritten Zahnarzt gehen, sehen wir unterwegs zufällig eine Tafel, wo "Dentist" drauf steht. Hier (32.654549, 51.665875 Eingang im Innenhof) repariert die Zahnärztin fachgerecht den Zahn (2'150'000 Rial). Während der Behandlung unterhalten sich die Zahnärztin, ihr Bruder und ihre Assistentin und lachen dabei viel. Der Bruder spricht perfektes Oxford-Englisch. Er ist Iraner, lebt in England und besucht gerade seine Familie. Wieder einmal wird darüber diskutiert, wie der Iran im Ausland gesehen wird und wie der Iran in Wirklichkeit ist.
Spät am Nachmittag gehen wir zum Fastfood Mittagessen. Eine gute Pizza und Fried Chicken mit Pommes und Getränk kosten stolze 415'000 Rial (ca. 10 CHF). Fastfood ist, wie wir es schon öfters erlebt haben, teurer als persisches Essen, aber meist auch sehr gut und das Geld durchaus wert.
Auf dem Rückweg gehen wir durch verschiedene Strassen, wo alles Mögliche in zum Teil sehr luxuriösen Shops verkauft wird: neue elektrische und elektronische Marken-Geräte, luxuriöse Möbel (über das Aussehen lässt sich streiten), Lampen für Drinnen und Draussen oder auch Daumen-dicke Elektrokabel.
Am Abend wackelt unser Auto. Tobias sieht nach ob da jemand herum klettert, aber da ist niemand. Wir meinen, dass das ein Erdbeben sein könnte.
Am nächsten Morgen erhalten wir von unseren Verwandten eine besorgte Whatsapp-Nachricht: sie fragen wie es uns geht, denn sie haben gerade vom schweren Erdbeben im Iran gehört. Wir informieren uns im Internet und erfahren, dass gestern ein schweres Erdbeben der Stärke 7.3 in der Grenzregion Irak/Iran war, mit mehr als 500 Toten und Zehntausenden Obdachlosen. Durch die Bauweise mit Lehm und Steinen sind sehr viele Häuser eingestürzt. Bei einem mehr als doppelt so starken Erdbeben 2010 in Chile welches wir miterlebten, gab es erstaunlich wenige Opfer.
Nach einem Ruhetag mehrheitlich im Auto, gehen wir abends bei Dunkelheit zum beleuchteten Meydan Iman. Der ganze Platz und die Gebäude sind schön beleuchtet. Es ist recht kühl, aber trotzdem sind viele Familien auch mit kleinen Kindern auf dem Platz beim Picnic.
Am nächsten Tag fahren wir zu einer Mercedes Werkstätte in Isfahan (32.7326, 51.582752). Die Adresse haben wird von den französischen Reisenden welche wir in Isfahan getroffen haben. Sie hatten grössere Probleme bei ihrem Sprinter mit dem AdBlue-System. In der Werkstatt lassen wir einen Motoröl-Wechsel machen und die Ölniveaus kontrollieren. Die Mechaniker versuchen auch das ABS-System zu reparieren. Seit einem Schlagloch in Russland leuchtet die ABS-Lampe. Die Bremsen sind weiterhin funktionstüchtig, aber das ABS funktioniert nicht mehr. Sie können den Fehler aber nicht finden und raten uns, bei nasser Fahrbahn vorsichtig zu bremsen. Ein Leck an der Luftleitung zur Differentialsperre können sie reparieren. Zwei Kontrollleuchten die nicht mehr funktionieren, können sie nicht ersetzen, da diese Teile hier nicht erhältlich sind.
Etwa vier Leute sind damit einen halben Tag beschäftigt und es werden wieder mal viele Selfies gemacht. Der Werkstatt-Besuch kostet nur 2'015'000 Rial (ca. 42 Euro), das ist weniger als bei uns alleine die über 20 Liter Öl kosten würden. Dazu gibt es noch Tee und eine Schirmmütze made in Germany geschenkt...
Nach dem Werkstattbesuch fahren wir nur noch ein kurzes Stück bis an den südlichen Stadtrand auf den Parkplatz der Seilbahnstation. Ein Security auf dem Motorrad holt uns ab und geleitet uns zum Parkplatz, das übernachten sei sicher und kein Problem. Wir haben eine schöne Aussicht auf Isfahan, aber leider diesige Luft. Viele Iraner gehen abends noch zu Fuss auf den beleuchteten Berg.
 
Auf unserer bisher längsten Tagesetappe im Iran (413 km) fahren wir auf guter Autobahn nach Persepolis. Die Sicht ist vom aufgewirbelten Sand immer noch diesig, dass die schönen Berge in der Ferne kaum erkennbar sind.
 
Erst im Tal bei Persepolis tauchen wieder Ortschaften und Landwirtschaft auf. Es werden vor allem Tomaten angebaut und die abgeernteten Felder werden abgebrannt.

Am späten Nachmittag kommen wir auf dem Parkplatz in Persepolis an. Wir wollen Wasser tanken, aber unser Schlauch ist zu kurz und sofort wird uns mit einem Zusatzschlauch zum Verlängern ausgeholfen. Wir verbringen eine sehr ruhige Nacht, nur ab und zu singen Hunde...

Wir sehen uns Persepolis an. Auch viele Iraner sind in der Anlage und auf dem Parkplatz und picnicen wie immer. Vor betreten der Anlage müssen wir den Rucksack abgeben – aber Taschen dürfen mitgenommen werden?! Evtl. den Rucksack in eine Tasche stopfen?

Aus grossen passgenauen Steinen wurde die Anlage gebaut. Es hat viele Reliefs mit zum Teil ganz feinen Details. Und noch ein Detail: auffällig ist, dass es in Persepolis wohl keine Frauen gab, da nur Männer abgebildet sind.

Passanten wollen wieder einmal in unser Auto sehen, aber wir lehnen inzwischen ab, da dies unser Zuhause ist und kein Museum. Die meisten Besucher sind sehr ordentlich, ziehen die Schuhe aus und machen Selfies, aber andere trampeln mit staubigen Schuhen in unser Auto.
 
Unterwegs nach Shiraz machen wir einen Grosseinkauf von Obst, Gemüse etc. In Shiraz finden wir einen Parkplatz im Zentrum gleich bei der Festung. Abends ist viel los, der Bazar ist zwar geschlossen, aber eine Art Flohmarkt ist offen. Die Kunden am Flohmarkt sind alle von einer ärmeren Klasse und einfach gekleidet.
Am nächsten Tag hat dann der eigentliche Bazar geöffnet, auf dem es wie immer viel Interessantes zu beobachten gibt. Einiges am Bazar wurde renoviert und strahlt aktuell in neuem Glanz. Zum Teil wurde sogar das Deckengewölbe mit neuartiger Bauweise rekonstruiert.
 
Wir fahren bis Lar, wo es ebenfalls einen tollen Bazar geben soll. Auf jeden Fall hat es schon hunderte Kilometer davor einen Hinweis auf den Bazar. Als wir ankommen, ist aber alles geschlossen und sieht ziemlich verlassen aus. Wir parken neben einer Moschee und als es dunkel wird, kommen immer mehr Menschen, die in die Moschee strömen. Über Lautsprecher werden von verschiedenen Personen Gebete vorgetragen.
 
Zwischen Lar und Bandar Abbas hat es interessante bunte Berge. Leider ist es etwas diesig und die Farben kommen gar nicht so zur Geltung.
 
In Bandar Abbas eingetroffen, wechseln wir gleich Geld, iranische Rials und VAE Dirhams. Danach kaufen wir unsere Fährtickets bei Valfajr (27.164761, 56.229596) für die Überfahrt nach Sharjah (Vereinigte Arabische Emirate).

Später versuchen wir auf einem bewachten Parkplatz einen Platz zu bekommen. Der Parkwächter versucht uns mit überrissenen Gebühren über den Tisch zu ziehen. Via Translator-App kommen bei uns nur seltsame Sätze an, aber kein wirklicher Betrag den wir bezahlen sollen. Diese Abzocke lassen wir uns nicht gefallen und verlassen diesen Platz wieder.
Abends schlendern wir über den Bazar, der jetzt im Gegensatz zum Nachmittag sehr belebt ist. Auffällig sind hier die Frauen in ihren bunten Kleidern. Unter dem bunten Chador blitzen oft bunt-glitzernde Hosenbeine hervor und der ostasiatische Einfluss ist unverkennbar.
Die zweite Nacht verbringen wir in einem Park im Osten der Stadt. Wir waschen Wäsche, denn tagsüber ist wieder mal kaum etwas los. Es stehen zwar ein paar Zelte im Park, aber so richtig voll und laut wird es erst abends. An jeder Picnicstelle hat es am nächsten Morgen ein Zelt und es sieht so aus, als ob hier auch Menschen dauerhaft wohnen.
 
Am Morgen um 8 Uhr fahren wir zum Hafen in Bandar Abbas. Dort werden wir von einem Agenten (Schlepper?) angesprochen, der sich zuerst nicht als solcher zu erkennen gibt. Er spricht gut Englisch, kennt sich aus und sorgt für einen reibungslosen Ablauf, wofür wir sehr dankbar sind. Sabine und Uwe aus Deutschland, die mit ihrem Motorrad unterwegs sind, durchlaufen mit uns auch diesen Prozess, was die Warterei im Hafen kurzweiliger macht. Mit kleiner Verspätung laufen wir um 22:15 Uhr in Richtung Sharjah (VAE) aus.

Details zur Fähre Bandar Abbas - Sharjah: die Abwicklung in Bandar Abbas mit einem gut Englisch sprechenden Agenten verlief problemlos, dauerte aber den ganzen Tag. Betreffend Agent ist zu beachten, dass im Hafen kaum jemand Englisch spricht. In Sharjah dauerte es ebenfalls einen halben Tag bis alles erledigt war. Wir haben zwar eine Liste mit den verschieden Stellen in Sharjah bekommen, doch die Beamten haben öfters mal was vergessen oder nicht richtig gemacht, was dann nachgebessert werden musste.
Kosten total: 1215 Euro (Fahrzeug 10.25 Tonnen, 2 Passagiere, Agent im Hafen Bandar Abbas, diverse Gebühren im Iran und VAE).
Kosten im Detail:
- Ticket 2 Passagiere: 6'300'000 Rial
- Bill of Loading: 2'850'000 Rial
- Ticket Fahrzeug: 900 USD
- Hafengebühr Bandar Abbas: 500'000 Rial
- Agent Hafen Bandar Abbas: 50 USD
- Shipping Hafen Sharjah: 510 Dirham
- Chassis-Nr. Check Sharjah: 20 Dirham
- Bill of Entry Sharjah: 90 Dirham
- Traffic irgendwas Sharjah: 430 Dirham
 
 
In einem speziellen Kapitel haben wir unsere persönlichen Impressionen über den Iran zusammengefasst.

Nach 47 Tagen verlassen wir den Iran und fahren mit der Fähre in die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE). Von dort geht es gleich weiter in das Sultanat Oman. Dort ist es zwar auch im Winter noch sehr warm, aber ohne Kopftuch kann frau doch einen kühleren Kopf bewahren.

Die Vereinigten Arabischen Emirate werden wir nach dem Oman intensiver bereisen.
 
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